Ramadan und die Medien: Zeit für eine differenzierte Darstellung
Ramadan, der heilige Fastenmonat der Muslime, wird in den Medien oft auf ein simples „von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen und trinken“ reduziert. Diese oberflächliche Darstellung wird dem tieferen Sinn und der spirituellen Dimension des Ramadans nicht gerecht. Während die Berichterstattung über die christliche Fastenzeit auf Aspekte wie Buße, Besinnung, Gebet und spirituelle Erneuerung eingeht, bleibt Ramadan in den meisten Medienberichten oft auf die körperlichen Entbehrungen beschränkt.
Ein Vergleich zur christlichen Fastenzeit
Ein Artikel des Bayerischen Rundfunks zur christlichen Fastenzeit beschreibt, wie Christen auf üppiges Essen, Alkohol, Fernsehkonsum und andere Annehmlichkeiten verzichten, um sich auf Gebet, Besinnung und spirituelle Erneuerung zu konzentrieren. Der Ramadan hingegen wird oft nur als „30 Tage Diät“ beschrieben. Es scheint, als hätten viele Redaktionen wenig bis gar keine Berührungspunkte mit dem Ramadan und verstehen nicht, dass dieser Monat für Muslime weit mehr ist als nur ein Verzicht auf Nahrung.
Die tiefere Bedeutung des Ramadans
Ramadan ist eine Zeit der intensiven Spiritualität, der Verbindung zu Allah (swt), der Dankbarkeit und der Selbsterkenntnis. Muslime widmen sich in dieser Zeit verstärkt dem Gebet, der Rezitation des Korans und wohltätigen Aktivitäten. Es geht darum, sich selbst zu läutern und ein besserer Mensch zu werden. Ramadan ist eine Zeit der Besinnung, in der Muslime versuchen, Gott näherzukommen und ihr spirituelles Wohl zu stärken. Die letzten zehn Tage des Ramadans sind besonders bedeutend, da sie die „Nacht der Bestimmung“ (Laylat al-Qadr) enthalten, in der der Koran herabgesandt wurde.
Der mediale Umgang mit Ramadan
Trotz dieser tiefen Bedeutung wird der Ramadan in den Medien oft auf seine äußerlichen Aspekte reduziert. Ein Bericht der Tagesschau erklärte lapidar, dass Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken verzichten. Auch die Sorge um Kinder, die im Ramadan fasten, wird jedes Jahr aufs Neue betont. Diese oberflächliche und einseitige Berichterstattung blendet die spirituelle und gesellschaftliche Dimension des Ramadans aus.
Ein verpasster Dialog
In Deutschland fasten laut einer Studie von 2020 etwa vier von fünf Muslimen im Ramadan. Dennoch scheint es, als ob viele Redaktionen das Phänomen Ramadan kaum verstehen oder anerkennen. Dabei könnte ein tieferer Einblick in die Bedeutung des Ramadans nicht nur die Vielfalt der muslimischen Gemeinschaft besser darstellen, sondern auch den interreligiösen Dialog fördern.
Der Ramadan ist nicht nur ein körperlicher Verzicht, sondern eine umfassende spirituelle Erfahrung. Er bietet die Gelegenheit, innezuhalten, sich auf das Wesentliche zu besinnen und die eigene Beziehung zu Gott zu vertiefen. Diese Aspekte sollten auch in der Berichterstattung Berücksichtigung finden – sachlich und neutral, ohne dabei den Kern dieser heiligen Zeit zu vernachlässigen.